Ein Orchester als Märchen-Erzähler

Die Bläserphilharmonie Regensburg stellte in der Regentalhalle in Nittenau Kompositionen zu einer Erzählung von Franz Xaver von Schönwerth vor.

NITTENAU (Ulrike Wolf). Anlässlich des 200. Geburtstags von Franz Xaver von Schönwerth, dem Oberpfälzer Volkskundler, hatte der Nordbayerische Musikbund in Zusammenarbeit mit der Schönwerth-Gesellschaft im Jahr 2010 einen internationalen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben. Die Komponisten sollten sich vom Märchen „Der Wundervogel und die beiden Bettelknaben“ inspirieren lassen. Insgesamt 16 Werke wurden eingereicht, die besten drei wurden am Sonntag in der Regentalhalle gespielt.

Adolf Eichenseer begrüßte die Anwesenden im Namen der Schönwerth-Gesellschaft. Erika Eichenseer erzählte kurz das Märchen, damit das Publikum wusste, mit welchem Stoff sich die Komponisten befassten sollten. Rüdiger Deutsch, erster Vorsitzender der Bläserphilharmonie, brachte dem Publikum die einzelnen Stücke und ihre Komponisten näher. Mit Jörg Seggelke hatte das Orchester einen erfahrenen und exzellenten Dirigenten zur Seite.

Zur Eröffnung wurde die "Alvamar overture" von James Barnes gespielt. Barnes ist einer der führenden amerikanischen Konzertkomponisten.

Es folgte der Beitrag "Der Wundervogel" vom Österreicher Manfred Sternberger. Mit dem Glockenspiel meinte man, die Münzen klingen zu hören. Und die Klarinetten sollten das Vogelzwitschern symbolisieren. Der machtvolle Abschluss stand für die Krönung zum König. Die Arbeit belegte beim Kompositionswettbewerb den dritten Platz. Das Musikstück "Imagasy", ein Kunstwort aus den englischen Begriffen „Imagine“ (Vorstellung) und „Fantasy“ (Fantasie) lud anschließend mit geheimnisvollen Klängen zum Träumen ein. Die Komposition stammt von Thiemo Kraas, einem jungen Musiker aus dem Sauerland.

Nach der Pause ging es mit der "Wundervogel"-Variante von Guido Rennert weiter. Auch er setzte das Glockenspiel ein, allerdings als Vogelgesang. Bei den Bläsern setzte er eher auf die Blechbläser als auf die Klarinette. Das Stück erhielt den zweiten Platz und einen Sonderpreis.

Auch eine Welturaufführung durfte das Publikum in der Regentalhalle erleben. Das Orchester hatte bereits das Werden der Komposition "Cross Move" von Hans Kraus-Hübner miterlebt. Der Komponist war anwesend und bezeichnete sein Stück als einen "Streifzug durch die Musikstile".

"Infinity" (Endlosigkeit, Grenzenlosigkeit) hieß der dritte Beitrag zum Märchen „Der Wundervogel und die beiden Bettelknaben“ von Mathias Wehr. Er ließ die Musiker nicht nur spielen, sondern auch wortlos nach einer leichten, schwebenden Melodie singen. Die Pauke und die Bläser sorgten für die Dramatik gegen Ende, um es aber dann doch leise mit einem langen, nachklingenden Glockenspielton ausklingen zu lassen. Diese Komposition gewann ebenfalls den zweiten Platz und den Publikumspreis. Die Anforderungen der Jury für den ersten Platz waren sehr hoch, so dass dieser nicht vergeben wurde.

Ruhig und besinnlich wurde es mit dem Lied "Smoking the pipe" aus Skizzen über die Dakota-Indianer von Jacob de Haan. "Wer da nicht friedlich gestimmt wird, der wird es nie", meinte Moderator Rüdiger Deutsch. Mit "Tin tin – Prisoners of the sun" und zwei Zugaben klang das Konzert aus und das Publikum sparte nicht mit Applaus.

Der Bayerische Rundfunk hat das Konzert aufgezeichnet. Der Mitschnitt wird voraussichtlich am Montag, 6. Januar 2014, auf BR-Klassik in der Sendung "Blasmusik in Frack und Fliege: Schönwerth-Märchenvertonungen in Aufnahmen mit dem Symphonischen Blasorchester Regensburg" gesendet.

 

24.10.2013 | Mittelbayerische Zeitung