Grandioser Sieg in Bamberg

Die Bläserphilharmonie Regensburg gewinnt den Internationalen Orchesterwettbewerb der Conféderation Internationale des Sociétés Musicales.

REGENSBURG (Hans Scherrer). "Wir haben es geschafft! Die viele Arbeit der letzten Wochen hat sich gelohnt", freut sich Eva-Maria Boßle, die Sprecherin der Bläserphilharmonie Regensburg. Und dazu hat sie allen Grund. Schließlich hat das 62-köpfige Orchester am Wochenende in der Bamberger Kongresshalle bei einem Wettbewerb der Conféderation Internationale des Sociétés Musicales (CISM) mit 92 von 100 möglichen Punkten den ersten Platz in der Höchststufe erreicht. Teilgenommen hatten an dem Wettbewerb insgesamt 14 Orchester aus dem In- und Ausland. Erfolgreich war auch die Jugendblaskapelle St. Martin Deuerling, die den zweiten Platz beim Wettbewerb in böhmisch-mährischer Stilrichtung holte. "Vor einer internationalen Jury unter dem Vorsitz von Prof. Johann Mösenbichler haben wir nach dem Einspielstück 'Aurelia' das Pflichtstück 'Imperial Prelude' des renommierten Komponisten Rolf Rudin aufgeführt", erzählt Boßle, die in der Bläserphilharmonie auch Querflöte spielt. Als Selbstwahlstück hatte sich das Orchester für die Komposition "A Symphony for the future" von Steve Willaert entschieden.

"Feine klangliche Abstimmung"

"Das Orchester hat schon längst gewonnen, da es in den letzten Wochen und Monaten der Vorbereitung eine große Steigerung des Niveaus erfahren konnte", hatte der Künstlerische Leiter Jörg Seggelke schon vor der Entscheidung der Jury klargestellt. Umso größer war natürlich die Freude bei der Preisverleihung, als die Bläserphilharmonie den Lohn für den doch erheblichen Probenaufwand in letzter Zeit einfahren konnte. In ihrer Begründung hob die Jury besonders die feine klangliche Abstimmung des Klangkörpers Blasorchester hervor, "das sowohl mit sehr leisen, weichen Klängen als auch mit heroisch strahlenden Fanfaren zu überzeugen wusste". Beeindruckt von der Ausdrucksfähigkeit der Bläserphilharmonie Regensburg zeigte sich auch der Komponist Rolf Rudin. Vor allem aber habe ihm die ganz individuelle Interpretation seines Klangwerks "Imperial Prelude" gefallen, erzählt Eva-Maria Boßle.

Gegenüber der MZ bezeichnet Rudin diese Komposition aus dem Jahr 1989 als "sehr schwer". In der Schwierigkeitsskala, die von 1 bis 6 reicht, "dürfte 'Imperial Prelude' zwischen 5 und 6 angesiedelt sein." Und besonders gefreut habe ihn, was ihm Dirigent Jörg Seggelke in einer Pause erzählt habe: dass die Orchestermitglieder dieses Stück im Laufe der Proben immer mehr zu schätzen gelernt hätten. "Ein Komponist hört das natürlich gerne", sagt Rudin, der Anfang des nächsten Jahres nach Regensburg kommen möchte, wenn die Bläserphilharmonie dieses Stück dann vor heimischem Publikum spielt.

Ziel: Musizieren auf hohem Niveau

Die Bläserphilharmonie gehört längst zum festen Stamm des Kulturlebens in Regensburg. Ende 1993 gegründet, konzertiert sie als einer der größten Klangkörper in der ganzen Region. Auch als Botschafter der Stadt Regensburg war sie bereits über Bayern hinaus auf Reisen und Gastgeber für internationale musikalische Gäste. Heute präsentiert sich das Orchester in einer weitgehend jungen Stammbesetzung von über 60 Musikerinnen und Musikern. Schon unter dem Gründer und erstem Dirigenten des Orchesters, Wolfgang Graef, war es das erklärte Ziel, mit engagierten Laienmusikern Symphonische Blasmusik auf hohem Niveau zu spielen. Diesem Grundsatz fühlt sich das Orchester nach wie vor verpflichtet. So setzt es sich aus erfahrenen und ambitionieren Laien zusammen, die nicht nur aus dem Großraum Regensburg, sondern auch aus der gesamten ostbayerischen Region zum Mitspielen kommen. Seit 2001 leitet der 48-jährige Dirigent und Tubist Jörg Seggelke die Bläserphilharmonie. Von Anfang an setzte er den Kurs von Wolfgang Graef fort. Stilreichtum und anspruchsvolle Interpretation spielen dabei stets eine wichtige Rolle. Dies zeigte sich einmal mehr im vergangenen Sommer, als das Orchester im Rahmen des Open-AirKulturfestes der Stadt mit Peter Tschaikowskys "Ouvertüre 1812" das Publikum im Stadtpark zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss.Auch mit regionalen und internationalen Solisten hat die Bläserphilharmonie in der Vergangenheit zusammen musiziert. Sowohl ehemals noch junge, heute aber bereits gefeierte Solisten wie die Pianistin Anastasia Zorina oder der Klarinettist Bernd Rosenhammer als auch internationale Gaststars wie der britische Euphonium-Virtuose Steven Mead oder der Klezmer-Klarinettist Helmut Eisel bereicherten die Konzerte der Bläserphilharmonie Regensburg.

30.10.2012 | Mittelbayerische Zeitung